WiWiKom II

Die valide Erfassung der Entwicklung der wirtschaftswissenschaftlichen Fachkompetenz im Verlauf des Studiums: Eine quasi-experimentelle Längsschnittstudie

Kurzbeschreibung

Das Vorhaben WiWiKom II basiert auf dem in WiWiKom I entwickelten und erprobten Kompetenzmodell und dem dort eingesetzten Instrument (Zlatkin-Troitschanskaia et al. 2014). Das übergreifende Ziel von WiWiKom II besteht in einer objektiven, reliablen und validen Erfassung der WiWi FK-Entwicklung von Studierenden, die valide Testwertinterpretationen erlaubt und den Interessengruppen (z.B. Hochschullehrer) eine Grundlage für verschiedene diagnostische und prognostische Zwecke bieten kann. Damit werden in WiWiKom II, aufbauend auf den Validierungsarbeiten aus WiWiKom I, vertiefende Validierungsfragen verfolgt und die bislang im Querschnitt gewonnenen Befunde um eine hochschulische und individuelle Veränderungsmessung erweitert.

Um den Validierungsfoki nachzugehen, wird in WiWiKom II ein längsschnittliches Design eingesetzt und mit einer Dauer von vier Jahren und vier Messzeitpunkten durchgeführt. Dabei verfolgt WiWiKom II ein quasiexperimentelles Design, in dem die Konstrukte gemäß der Multitrait-Multimethod-Methode und zweier Gruppenvergleiche auf konvergente, diskriminante, inkrementelle und prädiktive Validität untersucht werden. Die quasiexperimentelle Variation wird durch die Stichprobenwahl vorgenommen, indem sowohl die Ausbildung in zwei Studiendomänen (WiWi und Sozialwissenschaften (SOWI)) als auch der Ausbildungsgrad (Orientierungs-, Vertiefungs- und Spezialisierungsstudium im Bachelor) variiert werden. Zur Verfolgung der diskriminanten Validierung wird zudem neben dem WiWiKom-Test die Kurzversion des Berliner Tests zur Erfassung fluider und kristalliner Intelligenz (BEFKI) (Schipolowski et al., 2014) aufgenommen, die auf Seiten der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten (AKF) neben fluider auch kristalline Intelligenz in Form eines allgemeinen, nicht studienfachspezifischen Wissenstests erfasst.

Zielsetzung

In WiWiKom II werden die WiWi FK und ihre Entwicklung als die zentralen abhängigen Variablen (AV) modelliert. Im Längsschnitt wird betrachtet, inwieweit die AV durch die auf das WiWi-Studium bezogenen Variablen (z.B. wahrgenommene Lernangebote) über den Studienverlauf erklärt werden kann. Eine weitere Validierungsfrage betrifft einerseits die Abgrenzung der AV von den theoretisch benachbarten Kriterien (wie Maße der AKF) sowie andererseits die Zusammenhänge mit den konstruktrelevanten Außenkriterien (wie BA-Abschlussnote). Im quasiexperimentellen Vergleich wird weiteren Aspekten der diskriminanten Validierung nachgegangen, indem die Ausprägung der AV bei Ziel- und Kontrollgruppe im Quer- und Längsschnitt betrachtet wird. Insgesamt verfolgt WiWiKom II damit die vier folgenden Validierungsaspekte:

  1. Querschnittlich und längsschnittlich konvergente Validierung: Im Längsschnittdesign wird die WiWi FK-Entwicklung unter Berücksichtigung der Lerngelegenheiten im und außerhalb des Studiums angemessen erfasst und abgebildet. Hier ist von Relevanz, inwieweit die Lerngelegenheiten des WiWi Studiums in der Lage sind, die Unterschiede in der AV zu erklären.
  2. Querschnittlich und längsschnittlich diskriminante Validierung: Hierbei wird die Abgrenzung der WiWi FK von AKF untersucht, inwieweit sich die beiden Konstrukte empirisch voneinander trennen lassen. Im Längsschnitt wird betrachtet, inwieweit die AKF in der Lage ist, den Zuwachs der AV zu erklären und ob dieser Einfluss über den Studienverlauf konstant ist.
  3. Inkrementelle und prädiktive Validierung: In Längsschnittanalysen werden Evidenzen ermittelt, inwieweit der Test in der Lage ist, den Studienerfolg (Abschluss des BA-Studiums) bzw. den erfolgreichen Übergang in das Masterstudium bzw. die Berufspraxis vorherzusagen. Hier werden insb. zwei Außenkriterien fokussiert, die zentral für den Erfolg des Studiums sind. Der WiWiKom-Test soll selbst dann noch bedeutsame Varianzanteile der Außenkriterien aufklären können, wenn die Erklärungsbeiträge der domänenunspezifischen Prädiktoren wie der Note der HZB und des Intelligenztests bereits ausgeschöpft sind. Aufgrund des Fortschreitens im Studienverlauf ist weiterhin davon auszugehen, dass der Expertisegrad der Probanden über die drei Studienphasen zunimmt, was im Kompetenzmodell durch eine Zunahme des Ausprägungsgrads der WiWi FK abgebildet werden sollte.

  4. Diskriminante Validierung mittels des Known-groups-Ansatzes: Der Studiendomänenspezifität des untersuchten Tests wird mittels eines Vergleichs zweier Gruppen von Studierenden nachgegangen, deren zu erwerbende WiWi FK sich bedeutsam voneinander unterscheiden soll: Für die Zielgruppe (Studierende WiWi) ist der Erwerb der WiWi FK im WiWi Studium und durch das Absolvieren der WiWi Lehrveranstaltungen anzunehmen, während die Vergleichsgruppe (Studierende SOWI) primär auf domänenübergreifende Kompetenzen zur Lösung von WiWi Fachaufgaben zurückgreifen und z.B. alltagsnahe Erfahrungen oder Wissen aus vorgelagerten Bildungsprozessen nutzen sollte, wie es auch die ersten explorativen Befunde aus WiWiKom I andeuten. Mit Hilfe des Gruppenvergleichs wird zudem betrachtet, wie änderungssensitiv der WiWiKom-Test ist, indem die Kompetenzverläufe unter Kontrolle der anderen studienrelevanten Einflussvariablen vergleichend betrachtet werden.

Projektdaten und Kontakt

Projektleitung:
Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia (Johannes Gutenberg University Mainz, JGU)
Prof. Dr. Hans Anand Pant (HU Berlin)
JP Dr. Manuel Förster (JGU)
Prof. Dr. Jean-Paul Fox (Uni Twente)
Kontakt:
Dr. Sebastian Brückner, JGU Mainz,
Jakob-Welder-Weg 4, 55128 Mainz
Tel: +49 6131-39-22009
sebastian.brueckner@uni-mainz.de
Homepage:
Laufzeit:
November 2015 – Oktober 2019