Grundlegende Reformen in Schule und Hochschule (z.B. die Reduzierung der Schulzeit im Sekundarbereich von neun auf acht Jahre, die Umstellung der Lehrerausbildung auf Bachelor und Master-Abschlüsse) erfordern eine systematische Erforschung akademischer Textkompetenzen, die diese veränderten Bedingungen in den Fokus nimmt. Das Projekt AkaTex, das an den Universitäten Köln und Siegen lokalisiert ist, widmet sich der Aufgabe, diese Kompetenzen zu modellieren und zu messen. Dazu ist es zunächst erforderlich zu klä-ren, welche Art von Textkompetenzen Studienanfänger (Bachelor) und fortgeschrittene Lehramtsstudierenden benötigen, um erfolgreich mit den an sie gestellten Anforderungen aus Hochschule und Schule (als Berufsfeld) umzugehen. Um den Anforderungen beider In-stitutionen gerecht zu werden, unterscheiden wir zwischen akademischen Textkompetenzen in einem engeren und in einem weiteren Sinne: Akademische Textkompetenzen im engeren Sinne beinhalten die Fähigkeit, wissenschaftliche Texte zu rezipieren und diese in einem wissenschaftlichen Diskurs zu verorten und in diesem Zusammenhang auch eine eigene Po-sition zu entwickeln und argumentativ zu bestreiten. Diese Kompetenzen werden indirekt an der Textform „Diskursreferat“ ( als Baustein für die Textsorte „Bachelorarbeit“) erfasst. Aka-demische Textkompetenzen im weiteren Sinne beinhalten die Fähigkeit, Schülertexte fachlich und pädagogisch-didaktisch zu rezipieren, zu bewerten und diese fördernd zu beurteilen und zu benoten. Die Kompetenzen werden indirekt an der Textsorte „Lehrerkommentar“ erfasst. Die Modellierung der akademischen Textkompetenzen erfolgt a priori auf der Grundlage von Literaturstudien, der Analyse von Curricula und Expertenbefragungen. In beiden Teilprojekten werden Ganztexte (Diskursreferate bzw. Lehrerkommentare) erhoben. Die Messung der Kompetenzen arbeitet mit der Triangulation unterschiedlicher Erhebungs- und Auswertungsmethoden: der Erhebung von Ganztexten und deren Auswertung mittels Ra-tingverfahren, korpuslinguistischen Untersuchungen sowie der Testung der Kompetenzen im Sinne der Item-Response-Theorie.
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